Schlussfolgerungen

Gott Fazit

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Jede Religion kennt ein absolutes Prinzip. Die Christen nennen es "Gott". Ob es so etwas wie Gott gibt, lässt sich nicht beweisen, das Gegenteil aber auch nicht. Das Absolute lässt sich in Ausnahmefällen offenbar erfahren. Diejenigen, die diese Erfahrung gemacht haben bestätigen, dass sie sich nicht in Worte fassen lässt. Jede Beschreibung des Absoluten ist deshalb nur eine unvollständige Annäherung oder Metapher. Eine solche kann jedoch nie die einzig wahre und richtige Darstellung des Absoluten sein. Es gibt keine Instanz auf dieser Welt, die eine allgemein gültige Beschreibung des Absoluten abgeben könnte.

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich über Gott bzw. das Absolute und dessen Darstellung in den verschiedenen Religionen und deren Schulen folgendes sagen:

Gibt es mehr als einen Gott im Sinne eines Absoluten?

Welcher Gott ist der wahre Gott?

Viele religiöse Menschen nehmen für sich in Anspruch, zum 'einzig wahren' Gott zu beten und lehnen die Gottesvorstellungen aller anderen Religionen ab. Das würde bedeuten, dass entweder alle anderen Menschen nicht zum 'richtigen' Gott beten oder dass es mehr als ein Absolutes gibt.

Wenn es Gott überhaupt gibt, kann es nur einen geben

Die Vorstellung von unterschiedlichen, voneinander verschiedenen Absoluten (Gott, Allah, Brahman etc.) steht jedoch im Widerspruch zur Vorstellung eines Absoluten an sich. Wenn es nämlich so etwas wie Gott bzw. ein Absolutes gibt, dann muss dieses für alle Menschen das gleiche sein. Sonst handelt es sich nicht um ein Absolutes sondern um etwas, das sich als ein Aspekt eines umhüllenden Absoluten verstehen liesse.

Die Absolutsetzung des eigenen Gottesbildes schadet allen Religionen

Wenn nun die Anhänger der verschiedenen Religionen behaupten, dass nur ihre Vorstellung eines Absoluten bzw. ihr Gottesbild das Richtige ist, notabene ohne dies beweisen zu können, stellen sie indirekt entweder die Existenz eines Absoluten an sich in Frage oder sie bestätigen implizit, dass ihr 'Gott' nicht diesem Absoluten entspricht.

Damit berauben sie aber sowohl ihre eigene als auch alle anderen Religionen ihrer innersten Essenz und ihres eigentlichen Sinns, der ja in der Rückbindung zu Gott bzw. zum Absoluten liegt. Zudem leisten sie mit ihren oft naiven und widersprüchlichen Gottesbildern dem zunehmenden Atheismus Vorschub.

Parallelen in Buddhismus und Christentum

Wie andernorts dargestellt, kennen sowohl das Christentum als auch der Buddhismus ein Konzept für ein Absolutes. Beide Konzepte sind grundsätzlich verschieden. So geht das Christentum von einem personalen Schöpfergott aus, der direkt ins Weltgeschehen eingreift, während der Buddhismus mit der 'Leerheit' ein apersonales Konzept des Absoluten aufweist und den Schöpfungsakt nicht thematisiert. Dennoch gibt es gewisse Parallelen:

Welches Gottesbild ist das Richtige?

Wir wissen nicht, welches Gottesbild, welche Beschreibung oder welches Konzept von Gott bzw. dem Absoluten der Realität am nächsten kommt. Sicher ist, dass die Zuordnung von Attributen zum Absoluten grundsätzlich heikel ist. Im besseren Fall führt sie zu einem unvollständigen Bild und damit zu einer begrenzten Sicht auf Gott bzw. das Absolute (» Rede von Gott). Oft führt sie auch zu logischen Widersprüchen, wie das Beispiel der » Theodizee zeigt.

Sowohl der christliche Gottesbegriff als auch alle anderen Beschreibungen und Konzepte des Absoluten sind als Metaphern zu verstehen. Eine Metapher stellt eine Umschreibung bzw. ein vereinfachtes Abbild einer Realität dar, nicht die Realität selbst. Die Realität kann auch durch andere Metaphern beschrieben werden. Wer Gott bzw. das Absolute nicht aus eigener Anschauung kennt, kann nicht beurteilen, welche der Metaphern besser passt. Damit wird der Absolutheitsanspruch sowohl des christlichen als auch aller anderen Gottesbilder hinfällig – es ist eines unter vielen, die erst einmal gleichwertig nebeneinander stehen.

Gott in der Lebenspraxis

Neben den theologisch-philosophischen Ansprüchen an den Gottesbegriff gibt es noch den rein praktischen Anspruch der Gläubigen an eine im Alltag handhabbare Gottesvorstellung. Für einen religiös praktizierenden bzw. spirituellen Menschen ist der Bezug zu Gott essenziell. Der Aufbau einer inneren Beziehung zu einer unfassbaren transzendenten Wirklichkeit ist jedoch ungleich schwieriger als der Bezug zu einem personalen Schöpfergott, zum 'Sohn Gottes' oder zu einer buddhistischen oder hinduistischen Gottheit.

Für den persönlichen spirituellen Pfad kann die Vorstellung eines personalen Schöpfergottes bzw. eines 'Vaters' oder einer 'Mutter' ein 'geschicktes Mittel' sein, das trotz aller philosophischer Vorbehalte seinen Zweck im Alltag erfüllt und den Menschen seinem eigenen göttlichen Kern langsam näher bringt.

Das ist so lange unproblematisch, als die eigene Position nicht absolut gesetzt und alle anderen Gottesbilder als Häresie abgelehnt werden. Ein hoher Anspruch, gewiss, angesichts zunehmend multireligiöser Gesellschaften aber ein notwendiger.

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Version vom 11. April 2023

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