Der Zweck des interreligiösen Dialogs

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Bild von Wolfgang Eckert auf Pixabay

Viele Konflikte auf dieser Welt haben eine religiöse Komponente. Oft basieren religiöse Konflikte auf fehlendem Wissen über die eigene und die Religion des Gegenüber. Der interreligiöse Dialog kann das gegenseitige Wissen und Verständnis verbessern und im Fall von Konflikten de-eskalierend wirken.

Weshalb ist ein interreligiöser Dialog notwendig?

Ein erheblicher Anteil der Konflikte auf dieser Welt hat eine religiöse Komponente

Ein erheblicher Anteil der Konflikte auf dieser Welt hat religiöse Wurzeln oder mindestens eine religiöse Komponente. Die Konfliktlinien verlaufen dabei nicht nur zwischen den grossen Weltreligionen, sondern auch innerhalb der einzelnen Religionen, wie beispielsweise die Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken in Irland sowie zwischen Sunniten und Schiiten im Irak zeigen.

Die Gefahr von religiös motivierten Konflikten wird nicht kleiner

Im Zeitalter der Globalisierung und des Zusammenlebens verschiedener Kulturen und Religionen auf engem Raum steigt das Risiko von religiös motivierten Konflikten auch in Mitteleuropa.

Gegenseitige Feindbilder erschweren das Zusammenleben

Oft basieren solche Konflikte auf einem falschen Bild, das sich die Konfliktparteien voneinander machen. Gefördert werden die gegenseitigen Feindbilder durch

Welches ist der Zweck eines interreligiösen Dialogs?

Hauptzweck: Friedliche Koexistenz

Von einem gesellschaftlichen Standpunkt aus besteht der Hauptzweck des interreligiösen Dialogs in einer friedlichen Koexistenz der verschiedenen Religionsgemeinschaften.

Potenzial: Gegenseitige Bereicherung

Der interreligiöse Dialog kann aber bei entsprechender Offenheit der Teilnehmer viel weiter gehen: Über die Spiegelung der eigenen Position durch Dritte kann der eigene Weg an Klarheit und Tiefe gewinnen. Im besten Fall bereichern sich die verschiedenen religiösen Wege gegenseitig.

So wurden z.B. in den letzten Jahren im christlichen Umfeld die alten kontemplativen Wege wiederentdeckt, wohl nicht zuletzt unter dem Einfluss fernöstlicher Meditationspraktiken. Auf der anderen Seite hat der Dalai Lama einmal festgestellt, dass die tibetisch-buddhistische Welt im Hinblick auf das gelebte und institutionalisierte Mitgefühl vom Christentum noch viel lernen kann (und im Exil auch bereits viel gelernt hat).

Aus einer mystisch-spirituellen Sicht dienen alle Religionen demselben Zweck, nämlich der Rück-Verbindung mit Gott bzw. dem Absoluten. Die verschiedenen Religionen bieten lediglich unterschiedliche Wege dorthin an. Alle diese Wege sowie die damit verbundenen Dogmen und Gebote sind jedoch, absolut gesehen, zu einem guten Teil sehr relativ. Religiöse Konflikte sind aus dieser Perspektive ein Zeichen für fehlendes Verständnis dafür, worum es beim Thema Religion wirklich geht.

Literatur

Margret Bürgisser, Interreligiöser Dialog, Grundlagen - Erfahrungen - Perspektiven, Bern: hep Verlag, 2009

» Die Positionen des interreligiösen Dialogs / » Die Kriteriologie – Kriterien zur Beurteilung der Religionen / » Der Prozess des interreligiösen Dialogs

» Zurück zum Überblick 'Religion & Spiritualität'

Version vom 11. April 2023

espirit.ch